Es steht außer Frage, dass unsere Art zu Wirtschaften für einen nachhaltigen und langfristigen Wohlstand neu gedacht und neu gelebt muss. Deutschland nutzt (und verschwendet) Rohstoffe und fossile Energie, als hätten wir die Rohstoffe von drei Erden zur Verfügung, die U.S.A würde sogar fünf Erden benötigen![1]
Obwohl Ingenieur:innen immer neue Lösungen für effizienteren Materialeinsatz entwickeln, kommt es unter dem Strich nicht zu einem geringeren Naturverbrauch, sondern oft zu sogenannten Rebound-Effekten. Bei diesen werden die möglichen Einsparungen direkt durch einen höheren Verbrauch oder Materialeinsatz, z.B. durch die Annahme, dass die Kund:innen eine stärkere Leistung erwarten, zunichte gemacht.
Open Innovation – bewusst den Horizont erweitern
Wir müssen also über neue Wege des Wirtschaftens nachdenken, wenn wir einerseits unseren Wohlstand erhalten und andererseits in einem intakten Ökosystem Erde leben wollen. Wir müssen daran arbeiten unsere alten Denkmuster und Glaubenssätze über Bord zu werfen und neue Ansätze zu finden.
Und wir sollten, wie Maja Göpel in ihrem Buch „Unsere Welt neu denken“ bemerkenswerterweise schreibt, nach Hebeln suchen mit „… denen wir mehrere Probleme gleichzeitig angehen könnten. Hebel, die zwar viele Gewissheiten in Frage stellen, es uns aber erlaufen, statt reaktiv eine schlechte Zukunft abzuwehren, proaktiv eine wünschenswerte Zukunft zu gestalten.“[2]
Solche Hebel findet man aber selten allein im stillen Kämmerlein. Jahrzehntelang antrainierte Verhaltensmuster bricht man nicht von heute auf morgen, ohne neuen Input bekommen zu haben. Es ist vielmehr wichtig sich von außen inspirieren zu lassen, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen und eigene Verhaltensweisen zu hinterfragen. Für diese Art der Erneuerung gibt es unterschiedliche Methoden. Eine besonders erfolgsversprechende Methode ist z.B. die Methode der Open Innovation.[3]
Anstatt in abgeschlossenen, homogenen Kreisen über Innovation nachzudenken, öffnet man sich bewusst für Sichtweisen von außen, die anders, vielleicht sogar komplementär zu der eigenen Sichtweise sind.
Man holt sich Impulse von Menschen, die einen völlig anderen Blick auf die zu entwickelnde Innovation haben. Die Fragen stellen, auf die man selbst nie gekommen wäre.
Bindet man z.B. auch Kund:innen und Zulieferer ein, kann man gezielt abfragen, ob eine stärkere Leistung, die zu einem Rebound-Effekt führen würde, wirklich gebraucht wird.
Geschlossene Kreisläufe benötigen Zusammenarbeit
Die Bedeutung von unternehmensübergreifender Zusammenarbeit wird noch an einem anderen Punkt deutlich. Hat man das Ziel, einen geschlossenen Stoffkreislauf zu erschaffen, muss man ein Kollaborationssystem aufbauen, das alle Player der Wertschöpfungskette mit einbindet. Ein solches gelingendes Business Ökosystem für die Circular Economy zu bauen ist alles andere als trivial. Häufig gibt es viele verschiedene Stakeholder, mit den unterschiedlichsten Interessen und Berührungspunkten zu der Wertschöpfungskette. Damit der Prozess gelingt, reicht es nicht, dass die Player voneinander wissen. Es muss eine klare Rollen- und Prozessklarheit herrschen, um eine verbindliche und zielorientierte Projektarbeit durchführen zu können. Die Interessen der einzelnen Partner müssen klar benannt werden sowie ein fairer Rahmen für die Zusammenarbeit durch ein gutes Netzwerkmanagement gewährleistet sein. Selbstverständlich sollten auch rechtliche Fragen frühzeitig geklärt werden.
Diese Arbeit ist mühsam, erfordert Empathie und eine gehörige Portion Mut, den teilnehmenden Akteuren mit Vertrauen zu begegnen. Aber es lohnt sich.
Kooperative Wertschöpfungssysteme sind resilienter und stärker
Durch den frühzeitigen Austausch und das Lernen aus den Fehlern und Erfahrungen der Kooperationspartner:innen gewinnen am Ende alle. Es können neue Geschäftsmodelle entstehen, Einsparpotentiale gehoben und Stoffkreisläufe geschlossen werden.
In unserer täglichen Arbeit im Unternehmensnetzwerk owl maschinenbau, in dem wir 230 Mitglieder im vorwettbewerblichen Bereich vernetzen, merken wir immer wieder, wie schnell und einfach Synergien zu heben sind, wenn man ehrlich und offen ins Gespräch kommt. Es ist nicht leicht aufeinander zuzugehen und zu formulieren, dass man an einem bestimmten Punkt nicht weiterkommt. Aber wenn man es tut und offen ist für die Lösungen, die andere Menschen bei ähnlichen Herausforderungen gefunden haben, dann besteht die große Chance, dass man selbst viel schneller zum Ziel kommt als vorher.
Das BarCamp #circularOWL
Dazu benötigt man Räume und Orte, in denen ein vertrauensvoller Umgang gelebt wird. In denen man offen und frei an Ideen arbeiten und Herausforderungen besprechen kann.
Ein solcher Ort soll unser BarCamp CircularOWL sein. Wir wünschen uns, dass dort inspirierende Impulse und vertrauensvoller Austausch zu einer Transformation in der Breite führen kann.
Alle Informationen zur Initiative
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[1] https://de.statista.com/infografik/10574/benoetigte-erden-je-lebensstil-ausgewaehlter-laender/
[2] Göpel, Maja: Unsere Welt neu denken, 2020, S. 14
[3] Vgl. H. W. Chesbrough, W. Vanhaverbeke, J. West (Hrsg.): Open Innovation. Researching a New Paradigm. Oxford University Press, Oxford 2006.
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