Um in der Post-Corona-Ökonomie zu bestehen, sind vor allem Ideen gefragt: neue Ideen, bessere Ideen, auch verrückte Ideen. Hier kommen Businessweiterdenker und Organisationsrebellen ins Spiel. Sie treiben mit frischem Wind den Wandel voran, legen Trittsteine auf den Weg in die kommende Zeit – wenn man sie lässt …

Kluge Weiterdenker in den eigenen Reihen wären die größte Chance, sich fit für die Zukunft zu machen. Sie holen ein Unternehmen raus aus seinen Routinen und damit raus aus dem Mittelmaß. Denn nur das Besondere, Faszinierende, Bemerkenswerte hat eine Zukunft. Bei Allerweltslösungen und Beliebigkeit hingegen entscheidet allein der Preis. Dann soll es wenigstens billig sein. Für die Bilanz ist das verheerend.

Wer aus der Belanglosigkeit rauskommen will, braucht ständig neue, freche, kühne Ideen – von Menschen, die außergewöhnliche Dinge denken und tun.

Indem man die einfallsreichen „Ideenfunken“ seiner Weiterdenker nutzt, macht man sich spannend – und damit begehrlich. Man kann gar nicht genug verrückte Ideen haben, um seine Kunden immer wieder neu zu betören. Weiterdenker sind dafür geradezu prädestiniert.

Weiterdenker sind der Voraustrupp ins Neuland

Weiterdenker im Unternehmen sind ein echter Wettbewerbsvorteil. Sie sind offen für neue Themen und treiben den Wandel voran. Sie sind in der Lage, Entwicklungen und Trends feinfühlig wahrzunehmen. Veränderungen werden als Chance und nicht als Gefahr gedeutet. Sie sprühen vor Ideen, wie man das, was in die Jahre gekommen ist, besser machen könnte, sollte und müsste. So bringen sie Metamorphosen in Gang.

Über Abteilungsgrenzen hinweg entwickeln sie Initiativen, die Wissen und Einsichten miteinander verknüpfen und so das ganze Unternehmen befruchten. Dies führt zu ständig neuen herausragenden Lösungen, mit denen man interne Prozesse zeitgemäßer gestalten und das Leben der Kunden erleichtern und/oder bereichern kann. So schaffen Weiterdenker eine perfekte Basis für Top-Performance und wirtschaftlichen Erfolg.

Dies geschieht aber nur dann, wenn sie die „heilige Ordnung“ der Machthierarchien stören dürfen. Denn die Gestörten, als Nutznießer des Systems in ihrem Besitzstand bedroht, werden sich wehren. Ebenso die, die von deren Wohlwollen abhängig sind. Und all die, die ihre Stellung bröckeln sehen.

So werden Weiterdenker gar nicht erst ins Unternehmen hereingelassen. Oder ihre Initiativen werden systematisch blockiert.

Infragesteller sind für Obere bisweilen gefährlich

Echten, wahren Weiterdenkern geht es nicht um destruktives Zerstören, sondern um konstruktives Gestalten, weil ihre Firma ihnen wirklich am Herzen liegt. „Es kann doch nicht sein, dass …!“ und „Wäre es nicht viel besser, wenn … ?“, das ist ihr Antrieb. Am Anfang steht also das Nachdenken über die Frage, warum etwas so ist, wie es ist – und wie man es anders, besser, frischer, zeitgemäßer machen könnte.

Antiquierten Mächtigen hingegen geht es vor allem um politische Spielchen. So kann es passieren, dass selbst die brillanteste Idee nicht weiterverfolgt wird, weil sie von jemandem kommt, dessen Position man unter keinen Umständen stärken will. Oder ein großartiger Einfall wird allein deswegen abgeschmettert, weil ein „Rangniederer“ ihn äußert. Sowas kratzt am Ego – und bedroht womöglich die Pfründe.

Weiterdenker erscheinen gerade auch deshalb gefährlich, weil sie durch ihr Tun die amtierenden Obrigkeiten infrage stellen.

So wurden und werden vor allem diejenigen verjagt, die man heute am dringendsten bräuchte: die jungen Vorwärtsbringer. Viele von ihnen haben sich selbständig gemacht und müssen nun teuer zurückgekauft werden, weil Tradierte den Sprung in die Zukunft ohne sie ganz einfach nicht schaffen.

Weiterdenken muss das ganze Unternehmen erfassen

Jede Veränderung bedeutet, dass etwas Neues entsteht, von dem wir noch nicht wissen, ob es besser oder schlechter sein wird, als das davor. Das kann Vorfreude, aber auch Ängste schüren. Der erste Schritt ist dabei immer der schwerste, denn er bedeutet: mit Gewohnheiten brechen, seine Komfortzone verlassen, frühere Entscheidungen negieren und ehemals gültige Glaubenssätze über Bord zu werfen.

Hierzu brauchen Unternehmen eine Kultur, die das Weiterdenken für alle zu einer tagtäglichen Selbstverständlichkeit macht. Manche gehen dabei voran, andere folgen. Gute Resultate werden gesehen, gewürdigt und gefeiert. Auch Versuche werden anerkannt und belohnt, denn zwangsläufig kommt man um Misserfolge nicht herum. Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, heißt es so überaus treffend.

Mit Weiterdenkern geht man auf das Experimentierfeld der Chancen, wird lernen, Herausforderungen zu begegnen und Kontrollverlust zu akzeptieren. Kurz: Man wird Abenteuer bestreiten. Das ist nicht jedermanns Sache. Denn Menschen wiederholen gerne Aktivitäten, in denen sie früher mal siegreich waren. Das wird das „Self-Herding“ bezeichnet. Ähnlich dem Herdenverhalten folgen wir der „Herde“ unserer eigenen Entscheidungen aus der Vergangenheit.

Wandel verträgt sich nicht mit Verlustaversion

Beharrungstendenzen und Besitzstandswahrung: völlig normal. Veränderungsresistenz ist tief im menschlichen Wesen verwurzelt. Nur auf vertrautem Terrain fühlt man sich sicher. Wer den Fußspuren anderer folgt, dem droht keine Gefahr. „Mach es wie die“, säuselt unser Unterbewusstsein, „die haben das überlebt.“ Weil es alle so machen, muss es wohl richtig sein, bilden wir uns ein. Die Wissenschaft nennt das „Social Proof“.

Unbekanntes hingegen ist eine diffuse Bedrohung, die uns ängstigt, weil sie nicht greifbar ist.

Manche Gehirne sind, wenn es um Wandel geht, richtig gut darin, sich geradezu apokalyptische Szenen auszumalen. Selbst wenn solche Ängste unbegründet sein sollten, für den Betroffenen sind sie real. Die Ursache hierfür heißt häufig: Verlustaversion. Sie führt dazu, dass wir vieles am liebsten beim Alten belassen. Je mehr also die Führung auf den Umbruch pocht, desto stärker klingt das nach Gefahr.

„Weiterdenker sind wie die Windräder“, schreibt mir ein Leser. „Jeder weiß, wie nützlich sie sind, doch niemand will sie in seiner Nähe.“ Was bedeutet: Grundsätzlich findet man das Weiterdenken ja gut, nur nicht im eigenen Hoheitsgebiet. „Bei denen da drüben, da müsste man unbedingt mal was machen, aber doch nicht hier bei uns. Bei uns ist alles in Butter. Hier klappt alles tipptopp.“ So verteidigt so mancher sein eigenes kleines Reich.

Fortschritt lässt sich nicht am Fortschreiten hindern

„Die größte Schwierigkeit besteht nicht darin, Leute zu überzeugen, neue Ideen zu akzeptieren, sondern sie zu überzeugen, alte Ideen aufzugeben“, hat der britische Ökonom John Maynard Keynes einmal gesagt. Was letztlich bedeutet: Nicht die Weiterdenker sind „verrückt“. Verrückt sind in Wirklichkeit die, die immer weiter das Vergangene tun, und glauben, es käme etwas Neues dabei heraus.

An den „guten alten Zeiten“ hängenzubleiben ist keine Option. Und Ausharren kein Plan. Denn „später“ heißt heute nicht selten „zu spät“. Wir können einfach nicht länger warten, bis auch der letzte seine „Oje-ojes“ endlich begräbt. Und es bleibt keine Zeit, endlos auf die einzureden, die an alten Ufern zurückbleiben wollen und den Wandel neophobisch verteufeln. Denn Fortschritt lässt sich nicht am Fortschreiten hindern.

Theoretisch ist das jedem klar. Die Erkenntnis ist weitläufig da, doch wir haben ein Umsetzungsproblem. Eine weltweite Untersuchung des Center for Creative Leadership (CCL) ergab kürzlich erschreckenderweise: Zwar bestätigen 94 Prozent der befragten Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder, dass Innovationen unabdingbar für den unternehmerischen Erfolg sind, gleichzeitig vermissen aber 86 Prozent von ihnen in ihren Unternehmen eine wohlwollende Innovationskultur. Leute, schafft euch ein paar hochqualifizierte Weiterdenker an, dann kommt ihr eurem Ziel sehr schnell näher.

 

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