Die Bundesregierung hat mit der Digitalen Agenda dem Thema der Digitalisierung höchste Priorität eingeräumt. Die Relevanz des Themas für die Wirtschaft, die Arbeitswelt und auch die Unternehmenskultur bei den Akteuren aus Unternehmen und Politik steigt. Hiervon zeugt nicht zuletzt der aktuelle Bericht der Bundesregierung über den Umsetzungsstand der Agenda. Auch anstehende Konferenzen wie die Tagung “Arbeit in der digitalisierten
Welt” oder die Auftaktveranstaltung zum Dialogprozess “Arbeiten 4.0” zeigen deutlich, dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft anzukommen sch
eint.

Hierbei dominieren allerdings bisher Fragestellungen, die sich tendenziell eher auf die lineare Weiterentwicklung von tradierten Arbeitsprozessen und -abläufen ganz im Sinne einer betriebswirtschaftlichen und ingenieurtechnischen Perspektive konzentrieren. Dazu gehören beispielsweise die Digitalisierung von Inhalten, Produktionsmethoden, Arbeitsweisen, Steuerungansätzen, Marketing, Personalwirtschaft oder Kundenkontakten. Insoweit findet eine Fokussierung auf die Effizienzsteigerung – mit Bezug auf bestehende Kosten und Techniken – statt.

Im Land der Maschinenbauer

In Folge dessen werden Forderungen nach der möglichen Regulierung, Harmonisierung, Standardisierung von Prozessen formuliert, die zum Ziel haben, Digitalisierung im Rahmen bestehender Systeme der Unternehmensführung, -steuerung oder -kultur zu “domestizieren”. So wird dann aber am Ende nur nach einer passenden Autobahn für Probefahrten selbstfahrender Autos in Deutschland gesucht. Dass sich aber beispielsweise mit dem selbstfahrenden Auto die Tendenz verfestigt, sich von der Entwicklung von Hardware eher abzukehren und die Software weitaus stärker in den Fokus zu nehmen, wird im Land der Maschinenbauer eher übersehen.

Gerade erst haben Gunnar Sohn und Tobias Schwarz in aktuellen Debattenbeiträgen auf
The European und den Netzpiloten darauf hingewiesen, dass die alleinige Fokussierung auf diese lineare Fortschreibungen sowie die industrielle Hardware absolut unzureichend ist, um Deutschland international beim Megatrend Digitalisierung aussichtsreich zu platzieren. Auch Gunter Dueck hat mit seinem aktuellen Buch “Schwarmdumm” auf den fatalen Trugschluss hingewiesen, allein durch die Einführung digitaler Arbeitsmethoden könne ein Unternehmen bessere Arbeitsergebnisse erhalten.

Atomisierte Arbeitsabläufe und Arbeitnehmerinteressen, Online-Zugang zu den meisten Dienstleistungen, die Digitalisierung des gesamten Bildungssystems, temporäre Nachfragen nach Arbeitskräften statt lebenslang gleicher Tätigkeit in derselben Firma, globaler Wettbewerb der Löhne nach unten und demnächst das Ersetzen selbst hoch qualifizierter Arbeit durch Algorithmen sind die Herausforderungen des Disruptiven, die den möglichen Potenzialen gegenüberstehen.

Disruptiv zu agieren bedeutet

auch, in vormals fremde Geschäftsfelder aufzubrechen, bedeutet Unternehmenshierarchien und Prozesse kritisch zu hinterfragen und Unternehmensdemokratie zunehmend in den Blick zu nehmen, bedeutet den Blick abzuwenden von der Herstellung von Maschinen hin zur Steuerung von Maschinen und bedeutet auch, liebgewonnene Sektoren und Geschäftsfelder der Wirtschaft auf ihre Zukunftspotenziale hin kritisch zu hinterfragen. Die bestehenden Paradigmen zu hinterfragen, bedeutet am Ende aber auch, seine eigene Rolle kritisch zu analysieren. Dies kann durchaus schmerzhaft sein. So verweist auch Jeremy Rifkin in seinem neuen Buch auf die Tatsache, dass auch hochqualifizierte Tätigkeiten von Medizinern und Juristen zunehmend auf dem Prüfstand der Künstlichen Intelligenz stünden. Uns liegt aber daran, die Potenziale gegenüber den Herausforderungen hervorzuheben und für die Chancen zu werben.

#Arbeit4.0

Aus unserer Sicht müssen daher zunehmend Brücken gebaut werden zwischen den gewachsenen wirtschaftlichen und politischen Strukturen auf der einen und der digitalen Community auf der anderen Seite. Wir wollen bei der digitalen Community Verständnis für die Denk- und Sichtweisen der bisherigen Akteure herstellen und bei diesen wiederum für Offenheit gegenüber den unglaublich großen Potenzialen und der Kreatitvität der digitalen Community werben. Beide Sichtweisen auf #Arbeiten4Punkt0 sind überaus wichtig. Nur gemeinsam können wir unser Ziel erreichen, Deutschland zu einem der wichtigsten digitalen Standorte weltweit zu machen.

Unser Ziel ist es daher, eine Brücke zwischen den wirtschaftlichen und politischen Entscheidern und der digitalen Community zu bauen. Spannend wäre es, wenn wir das gegenseitige Verständnis für das Disruptive auf der einen und für bestehende Sachzwänge auf der anderen Seite erhöhen könnten.

Wir wollen aus diesen Gründen am 3.6.2015 im Rahmen eines BarCamps in Berlin die Möglichkeit eröffnen, diese disruptiven Potenziale wie auch die Herausforderungen sowohl mit der digitalen Community wie auch der etablierten Wissenschafts- und Verwaltungs-Community zu diskutieren. Die kostenlosen Tickets sind ab sofort verfügbar.

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