Ein Arbeitsalltag ohne digitale Technik ist nicht mehr vorstellbar, denn auch im täglichen Arbeitsleben vieler Beschäftigter ist die Digitalisierung Realität geworden. An Werkbänken, in Produktionsstraßen, in Sprechzimmern, in Klassenräumen oder an der Supermarktkasse ist der Umgang mit digitaler Technik selbstverständlich. Während die aktuelle, politische Diskussion zu Industrie 4.0 in Deutschland noch um Fragen der Infrastruktur, der Sicherheit und der Standardisierung kreist, ist die digitale Revolution im (Berufs-)Alltag in vollem Gange.
Aber was bedeutet die digitale Revolution für die Menschen und die Art und Weise, wie wir arbeiten werden? Die Frage nach den Auswirkungen der Revolution für Unternehmen und jeden einzelnen Beschäftigen, produziert beeindruckende Zahlen und schürt Ängste. So schätzt der Bereich Robotik und Automation des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), dass 2015 weltweit mehr als 1,5 Millionen Industrieroboter im Einsatz sein werden.
Laut einer Studie der University of Oxford könnten durch computergestützte Verfahren allein in den USA fast die Hälfte (47%) der Arbeitsplätze gefährdet sein (Frey, C. B., & Osborne, M. A. (2013). The future of employment: how susceptible are jobs to computerisation? Retrieved September, 7, 2013). Aber es gibt auch andere Zahlen. Zum Beispiel zu den Chancen für neue und bessere Arbeitsplätze und zur steigenden Produktivität, die mit der Digitalisierung verbundenen ist. So hat die fortschreitende Digitalisierung allein in Deutschland nach dem Verband BITKOM bereits rund 1,46 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Ein Trend, der sich fortsetzen wird: Bis 2018 erwartet der VDMA mindestens 10.000 weitere neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze allein in der Industrie. Aber nicht nur die Hochqualifizierten werden profitieren. Denn auch in automatisierten Fertigungsprozessen werden in Zukunft Menschen gebraucht, die sie steuern, kontrollieren und zum flexiblen Einsatz bringen. So wird die „smart factory“ entgegen vieler Angstszenarien in Zukunft nicht menschenleer sein.
Wie Unternehmen und Mitarbeiter von der Digitalisierung profitieren
Mehr Flexibilität durch neue Arbeitsplatzkonzepte. Digitale Technologien ermöglichen vernetzte, räumlich und zeitlich unabhängige Arbeits- und Lebenswelten. Damit werden Konzepte wie Job Sharing, Employee Sharing, flexible Arbeitszeitmodelle und bedarfsgesteuerte Personaleinsatzplanungssysteme möglich, die für Mitarbeiter bessere Voraussetzungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familienaufgaben bieten.
Mehr Entscheider durch Cyberphysikalischer Systeme. Auch wenn die Produktionsprozesse durch Automation, Robotik, Selbstoptimierung, Selbstkonfiguration, Selbstdiagnose und Kognition an Komplexität zunehmen, bieten cyberphysikalische Systeme auch neue Möglichkeiten, um solche Informationen zu erfassen, aufzubereiten und sie zu visualisieren. Der Mitarbeiter wird durch diese Unterstützung zum informierten, aktiven Entscheider und übernimmt im Produktionsprozess mehr Verantwortung. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Qualität der Arbeit, die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit aus.
Mehr Demokratie durch bessere Mitsprachemöglichkeiten im Betrieb. Die fortschreitende Digitalisierung erhöht auch die Transparenz der Unternehmensinternen Prozesse. Gleichzeitig nimmt allerdings auch die Komplexität zu, weil Vorgänge vermehrt dezentralisiert werden. Dies provoziert nicht nur das unmittelbare Feedback und die Mitgestaltung der Mitarbeiter, sondern macht sie zwingend erforderlich. Das gilt vor allem dann, wenn es um die Einführung neuer digitaler Technologien in Produktions- und Arbeitsprozesse, bspw. um Optimierungspotenzial geht. Die Digitalisierung erleichtert durch ihren Netzwerkgedanken, die Mitsprache über Unternehmensgrenzen hinweg.
Mehr Unterstützung bei der Arbeit Letztlich profitiert der Mitarbeiter auch körperlich vom digitalen Wandel. Zum einen bietet intelligente Technik mehr Sicherheit im Arbeitsablauf, zum anderen dienen Assistenzsysteme als „Fähigkeitsverstärker“ und unterstützen die physische und kognitive Leistung der Mitarbeiter. Sicheres und gesundes Arbeiten wird so bis ins hohe Alter möglich, was in Zeiten des demografischen Wandels von strategischer Bedeutung für Unternehmen ist.
Die Zukunft der Arbeit gemeinsam gestalten
Gerade aufgrund dieser Chancen, ist es von entscheidender Bedeutung, die direkt Betroffenen in den Betrieben zu Mitgestaltern der Revolution zu machen. Während die Unternehmer und die Politik Rahmenbedingungen setzen, gilt es in erster Linie die Mitarbeiter selbst, die Betriebsräte und Gewerkschaften, die Arbeitgeber- und Industrieverbände sowie gemeinnützige Organisationen einzubeziehen. Nur wenn alle Beteiligten sich von Betroffenen hin zu aktiv gestaltenden Akteuren wandeln, kann eine digitale Revolution gelingen von der alle profitieren.
Auf Ebene des Gesamtunternehmens, gilt es den Wandel im Rahmen einer langfristigen Unternehmens- und Digitalisierungsstrategie zu gestalten. Es muss ein Gesamtsystem entwickelt werden, das Automatisierungssysteme und menschliche Operatoren gleichermaßen einbezieht. Durch intuitive Mensch-Maschine-Schnittstellen ist eine effektive Kommunikation zwischen beiden sicherzustellen. Aufgabe der Personalentwicklung ist es, Kompetenzmanagementsysteme zu entwickeln, die auf die veränderten Prozesse und Anforderungen abgestimmt sind. Nicht nur die Funktionen der Mitarbeiter werden sich ändern, auch Rollen und Führungsaufgaben sind vom Wandel betroffen. Herkömmliche Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehungen lösen sich immer weiter auf, Teams arbeiten zunehmend projektorientiert und virtuell miteinander.
Damit besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter sich immer weniger einem Unternehmen zugehörig fühlen. Durch gezielte Mitarbeiterbindung und die Anpassung der Unternehmenskultur, können Loyalität und innerbetriebliches Engagement aufrechterhalten werden. Die verbesserten Möglichkeiten der Vernetzung sollten zum Wissensaustausch und -management und effizienter Kooperation genutzt werden.
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