Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt sind in aller Munde. Diskutiert werden veränderte Produktions- und Dienstleistungsprozesse, Mensch-Maschine-Interaktion und die erfolgreiche digitale Transformation in die Arbeitswelt. Unstrittig ist, dass die Umbrüche tiefgehend, die Veränderungen für Unternehmen und ihre Beschäftigten immens sind. Doch ein Thema wird dabei häufig außer Acht gelassen: die Gesundheit. Obgleich gerade Gesundheit und Kompetenz entscheidende Ressourcen für die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt sind.
Gesundheitsfördernde und präventive Strategien sind in der modernen Arbeitswelt unverzichtbar – und sollten demnach auch mehr Aufmerksamkeit in den aktuellen Debatten zur Arbeit 4.0 bekommen. Mit ihnen können Beschäftigte darauf vorbereitet werden, ihre Gesundheit und berufliche Leistungsfähigkeit zu erhalten und den Umgang mit digitalen Technologien zu meistern.
Erforderlich macht das auch der demografische Wandel, durch den sich Unternehmen immer häufiger mit den Bedürfnissen einer älter werdenden Belegschaft und dem Fachkräftemangel konfrontiert sehen. Ein modernes HR- und Gesundheitsmanagement, das auf intelligente und organisatorische Lösungen abgestimmt ist, muss Gesundheitsprävention und gesunde Führung gleichermaßen adressieren.
Psychische Belastungen berücksichtigen
Gelingen kann die Gestaltung der Arbeit 4.0 nur unter Einbezug arbeitspsychologischer Kenntnisse. Durch den Einsatz moderner Technologien werden Aufgaben komplexer, es entstehen neue interdisziplinäre Tätigkeitsfelder und ambivalente Anforderungen an Beschäftigte. Die Ursachen psychischer Belastungen in einer digitalisierten Arbeitswelt sind vielfältig – etwa Zeitdruck, wachsende Verantwortung, Arbeitsintensität, enge Taktung oder ständige Erreichbarkeit aufgrund digitaler Omnipräsenz.
Um geeignete Konzepte für Gesundheit und Prävention zu entwickeln und sie erfolgreich zu implementieren, sind Unternehmen gefordert, mögliche Belastungsquellen zu identifizieren. Vor allem bei dem Thema Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen besteht in kleinen und mittleren Unternehmen noch ein hoher Informationsbedarf.
Führungskräfte – Gestalter gesunder Arbeit
Neben der Analyse psychischer Belastungen ist auch die Rolle der Führungskräfte für die zukunftsfähige Gestaltung der Arbeit entscheidend. Führungskräfte sind in der Verantwortung, Kompetenzen zu fördern, ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu inspirieren, um Veränderungen mitzugestalten.
Ältere Beschäftigte müssen mitgenommen und auf den Wandel vorbereitet werden. Letztlich geht es auch darum, Ängste abzubauen: Roboter oder Assistenzsysteme machen Mitarbeiter nicht überflüssig, sie verändern aber durchaus Arbeitsformen und -organisation. Besonders wichtig ist: Auch Führungskräfte selbst müssen sich auf neue Arbeitsformen und Arbeitsbedingungen einlassen – denn sie sind Betroffene und Gestalter zugleich.
Herausforderungen der Arbeit 4.0 bewältigen
Um die Herausforderungen des digitalen und demografischen Wandels zu bewältigen, müssen Unternehmen Gesundheits- und Kompetenzförderung als essenziellen Bestandteil einer erfolgreichen Unternehmensstrategie begreifen. Doch vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen kommt die Integration eines strategischen HR- und Gesundheitsmanagements häufig zu kurz – sei es durch die Dominanz des Tagesgeschäftes, mangelnder Ressourcen oder schlichtweg fehlendes Know-how.
Erforderlich sind bedarfsgerechte Konzepte und Methoden, die auf die jeweiligen personellen und organisatorischen Begebenheiten angepasst sind. Nur damit kann es Unternehmen mittelfristig gelingen, die Vitalität, Kreativität und Innovationsfähigkeit ihrer Beschäftigten zu stärken – und letztlich auch ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihren Standortvorteil zu sichern.
Welche zukunftsfähigen Ansätze für eine gesundheitsfördernde Arbeitsgestaltung in der Arbeit 4.0 möglich sind, diskutieren Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf der Fachtagung „Arbeit 4.0: Präventiv gestalten, kompetent bewältigen!“ am 29. und 30. November 2016 in Heidelberg.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen gesunde Führung, psychische Belastungen im Arbeitskontext, Assistenzsysteme oder die Arbeitsgestaltung in der Industrie 4.0. Dabei wird sowohl der wissenschaftlichen als auch der praktischen Perspektive Raum gegeben. Denn eine zukunftsfähige gesunde Arbeitsgestaltung gelingt nur, wenn Unternehmen, Forschung und Intermediäre der Gesundheitspraxis Hand in Hand arbeiten.
Die Fachtagung ist Auftaktveranstaltung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Förderschwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ und wird von der Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Heidelberg ausgerichtet. Weitere Informationen zum Tagungsprogramm und zur Anmeldung, die bis zum 10. Oktober 2016 möglich ist, finden sich hier.
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