Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat vor einigen Tagen ein Gutachten herausgegeben, das sich mit dem Zusammenhang von Umwelt- und Gesundheitsschutz befasst.
Der Verlust der Biodiversität, der Klimawandel und die Verschmutzung unserer Umwelt mit giftigen Stoffen erhöht die Gesundheitsbelastung der Menschen. Dabei stehen Verkehrsinfrastruktur, die Landwirtschaft und die Energieversorgung vor nachhaltigen Transformationen. Die ExpertInnen appellieren an die Politik, hierbei den Gesundheitsschutz zu integrieren, da in Europa bereits heute 15% aller Todesfälle auf umweltbedingte Risikofaktoren zurückzuführen sind.
Der Rat plädiert für eine sogenannten „Ökosalute Politik“
Hierzu gehören der Ausbau und die Verbesserung bestehender Monitoringsysteme, die Reduzierung des Eintrags von Schadstoffen in die Umwelt, die sozialere Ausgestaltung der Städtebaupolitik, die Nutzung der Synergien von Natur- und Gesundheitsschutz und die verbesserte Koordination dieser Politiken über die verschiedenen politischen Ebenen hinweg.
Das Bemerkenswerte an dem Gutachten ist aus meiner Sicht zweierlei. Erstens wird der Mensch eindeutig als integrierter Bestandteil der Natur gesehen, mit der er im stofflichen Austausch steht und ein Mikrobiom bildet. Es dürfte noch ein weiter Weg in der Kommunikation dieser Erkenntnis in die Gesellschaft hinein sein. Und zweitens betont der Rat die Frage des Klima- und Umweltschutzes dezidiert als Frage der sozialen Gerechtigkeit, wohingegen in der Politik ja eher die soziale Verträglichkeit des Klimaschutzes eingefordert wird. Es ist aber gerade die derzeitige Umwelt- und Klimasituation, die die eigentliche soziale Ungerechtigkeit darstellt und repliziert.
Die Schwerpunkte des Gesundheitsschutzes sieht der Rat in den Themenfeldern „Feinstaub in der Außenluft“ (als Folge des Verkehrs in Städten sowie der Verbrennung fossiler Energieträger), „Antibiotikaresistenz in der Tierhaltung“, Eintrag von „PFAS“ in die Umwelt und „Hitzestress“ infolge des Klimawandels.
Lösungsansätze für die Gesundheitsprobleme sieht der Rat in der stärker ökologischen Ausrichtung der Landwirtschaft, der Sicherung der Biodiversität als Mittel der Pandemieprävention und der Stärkung der Immunabwehr des Menschen, der Sicherung der Grünräume in Städten gerade in Stadtvierteln mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Menschen, der transparenten Festsetzung von Grenzwerten des Eintrags von Schadstoffen in die Umwelt oder auch der Ergänzung der städtischen Bebauungspläne um eine Grünraumverordnung.
Umwelt und Gesundheit konsequent zusammendenken
Die gesamte Publikation steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.
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