In der Betriebswirtschaft gehören Kennzahlen zum Alltag. Ob Unternehmenserfolg, Liquidität, Rentabilität oder Umschlagshäufigkeit, fast alles in einer Organisation wird mit Kennzahlen beschrieben. Sie stellen Maßstäbe dar und sind quantitative Informationen mittels derer Unternehmenssteuerung, Bilanzanalyse sowie Controlling möglich gemacht werden. Naheliegend also, dass die Wirksamkeit von New Work Initiativen im Unternehmen und hieraus resultierenden Erfolge früher oder später auch messbar sein sollen.
Keine Veränderung messbar, also auch kein Nutzen?
Home Office eingeführt und einen Kickertisch im Pausenraum aufgestellt: Da muss die Zufriedenheit doch in der nächsten Mitarbeiterbefragung deutlich ansteigen. Agile Methoden geschult, Scrum Master ausgebildet und Kundenprojekte werden schneller abgeschlossen. Eine Arbeitgebermarke entwickelt und die Bewerberzahlen schnellen in die Höhe. Sie haben bereits verschiedene Maßnahmen ausprobiert und können dennoch keine merkliche Veränderung in ihren vorhandenen Unternehmenskennzahlen feststellen? Ist New Work also gar nicht für ihre Organisation geeignet?
Veränderungen in Unternehmen sind notwendig, um mit den Folgen aus rasant anwachsender Komplexität, zunehmender Digitalisierung und Globalisierung mithalten zu können. Klassische Arbeitsstrukturen und Arbeitsformen werden diesen Anforderungen nicht mehr gerecht. New Work beschreibt was Unternehmen heute und morgen lösen müssen und bietet so einen Ansatz für die notwendigen Umwälzungen.
Das Problem dabei: New Work kann man nicht einführen. Es beschreibt keine Methode, Tools oder klaren Strukturen, die eine Organisation implementieren und deren Wirksamkeit unmittelbar messen kann.
Warum die vorhandenen Kennzahlen nichts aussagen
New Work ist eine Geisteshaltung und damit verbundenen Handlungsweisen. Eine Veränderung dieser zu bewirken, erfordert eine tiefgreifende und über das Fachliche hinausgehende Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Gegenüber. Dabei passt nicht alles für jeden Menschen, jedes Team, jedes Unternehmen gleichermaßen und es muss auch nicht immer alles neu sein oder anders gemacht werden. Es gilt dabei die richtigen Stellschrauben zu finden, um verborgene Potenziale zu wecken und neue Ressourcen zu aktivieren.
Die notwendigen Veränderungen in Unternehmen sind somit individuell und vielfältig. Es lässt sich nicht pauschal ausdrücken welche Haltung, Denkweise oder Einstellung richtig oder falsch ist. Was besser oder schlechter ist, ergibt sich erst durch den Kontext und die handelnden Personen. New Work kann daher nicht einfach in einer Erfolgsgröße ausgedrückt werden. Die Individualität eines Unternehmens in der Transformation ausschließlich in quantitativen Kennzahlen, in gut und schlecht, mehr oder weniger darstellen zu wollen, wird den vielfältigen Auswirkungen sowie persönlichen Entwicklungen von New Work Initiativen nicht gerecht.
Work Smart Check: Teammerkmale sichtbar machen
Die klassische Unternehmenskennzahl, um New Work messbar zu machen, gibt es somit nicht. Um dennoch mögliche Stellschrauben aufzudecken und Veränderungen sichtbar zu machen, arbeiten wir zunächst auf Teamebene und machen einen Work Smart Check. Dieser bündelt, die nach unserer Erfahrung wichtigsten Teammerkmale: Führung, Zusammenarbeit, Kommunikation, Freiheitsgrade, Wohlbefinden, Veränderungsbereitschaft, System und Prozesse sowie Raum und Technologie. Mittels Soll- / Ist-Vergleich kann das Team seine Stärken und Schwächen umfassend bewerten und mögliche Handlungsfelder aufdecken.
Hierfür geben die Teammitglieder, zunächst jeder für sich, in einem online Umfragetool ihre individuelle Einschätzung zu den verschiedenen Themenfeldern ab: zur Ist Situation im Team und dem gewünschten Soll Zustand. Anschließend werden die Teamergebnisse über die einzelnen Themenfelder hinweg detailliert betrachtet. Dabei kann die Verteilung der Einzelmeinungen visuell dargestellt werden, sodass Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Bewertung auf einen Blick deutlich werden. Die größten Differenzen zwischen Ist und Soll geben erste Anhaltspunkte für notwendige Veränderungen im Team.
In einem anschließenden Dialog mit den Beteiligten werden die Ergebnisse hinterfragt und genauer erleuchtet: Welche Qualitäten werden in der Mehrheit gut bis sehr gut bewertet? Welche Teammerkmale sind noch ausbaufähig? Wo zeigen sich auffallende Unterschiede in der Bewertung und was sind die die Hintergründe? Was braucht es bei …, damit diese Teamqualität höher bewertet wird? Wie sieht ein optimaler Zustand in der Praxis aus? Hieraus ergeben sich individuell zum Team passende Maßnahmen und Handlungsfelder für eine gewinnbringende Veränderung.
Veränderungen messbar machen
Der Work Smart Check kann in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Führen die umgesetzten Maßnahmen zu messbaren Veränderungen lässt sich dieses anhand der Ist-Werte sowie aus den Differenzen der Ist- und Soll-Werte ermitteln. Zugleich können auch bei mehrfacher Wiederholung des Work Smart Checks immer wieder neue und für das Team aktuell relevante Stellschrauben ermittelt werden, sodass die stetige Weiterentwicklung gefördert wird.
Durch den Vergleich mehrerer Teamwerte ergibt sich darüber hinaus ein Bild für das gesamte Unternehmen. Es zeigt sich beispielsweise, welche Themenfelder über verschiedene Bereiche hinweg besonders hoch oder niedrig bewertet werden. Durch mehrfache Messungen und Analysen über einen Zeitraum hinweg, werden Veränderungen im Unternehmen transparenter: Wie schreitet die Veränderung voran? Gibt es vielleicht Bereiche, in denen eine Teamebene besonders positiv bewertet wird oder es schnell zu einer deutlichen Veränderung kam? Was können andere Teams davon lernen und eventuell adaptieren?
Erfolge nicht nur quantitativ sichtbar machen
Der nachhaltige Wandel der Arbeit in einem Unternehmen erfolgt nicht von heut auf morgen. Oftmals ist es ein langwieriger und emotional anstrengender Weg über mehrere Jahre hinweg, mit vielen Höhen und Tiefen.
Doch um auch langfristig Energie und Motivation für die Veränderung aufzubringen, reicht es nicht den Mitarbeitern Erfolgskennzahlen und andere Daten vorzulegen. Wichtig ist es, außerdem bereits erzielte Erfolge sichtbar zu machen und sich diese immer wieder vor Augen zu führen.
Haben Sie einen Meilenstein erreicht? Dann präsentieren sie dies der Außenwelt und sprechen sie drüber: Kommunizieren Sie es nicht nur im Team, sondern auch im gesamten Unternehmen sowie nach außen. Auch eine Fotowand mit besonderen Ereignissen kann helfen sich diese immer wieder in Erinnerung zu rufen.
Fazit:
Mithilfe vorhandener Unternehmenskennzahlen können die Veränderungen durch New Work Initiativen nicht messbar gemacht werden. Erfahrungsberichte von Teilerfolgen und daraus gezogene Erkenntnisse machen Veränderungen für uns greifbarer und können positiv zum eigenen Wandel beitragen. Der Work Smart Check bietet eine Möglichkeit New Work bzw. Veränderungen im Unternehmen und in Teams messbar zu machen und nächste Handlungsmöglichkeiten abzuleiten.
3452 mal gelesen
Hallo Frau Wolf
Wo findet man den Work Smart Check genau?
Beste Grüsse
Dorothee Brumann
Hallo Andreas,
vielen Dank für dein Feedback. Ich bin ganz bei Dir: neues Arbeiten braucht auch eine wissenschaftlich fundierte Basis. Hierzu gibt es verschiedene psychologische und soziologische Ansätze, die wir für unsere tägliche Arbeit mit einbeziehen.
Der vorgestellte Work Smart Check ist ein praxisorientiertes Tool, welches uns bei der Arbeit mit Teams ermöglicht Hürden im Arbeitsalltag sowie Handlungsansätze, hinzu modernerem Arbeiten und einem guten Miteinander, zu identifizieren. Dies funktioniert innerhalb einer Organisation, ist aber nicht zum Vergleich mit anderen Unternehmen gedacht. Somit sind unsere Ergebnisse für das jeweilige Team/Unternehmen durchaus repräsentativ, wir erheben aber keinen Anspruch an Validität und Reliabilität.
Ich bin gespannt, welche Messmethoden ihr zusammen mit der Universität Mannheim entwickelt und so unser Vorgehen weiter bereichert.
Herzliche Grüße
Anna Wolf
Hallo Anna,
prinzipiell interessant, brauchen wir doch endlich mal validierte Evidenz zur Entwicklung Neuer Arbeit, wie ich jüngst hier erläutert hatte:
https://unternehmensdemokraten.de/2020/02/03/evidence-based-new-work/
Ist Euer Test bezüglich Validität und Reliabilität getestet? Und: Weiß jeder bei Euch, was mit den Begriffen genau gemeint ist?
Herzliche Grüße,
Andreas