Unternehmen nutzen persönliche Daten der Mitarbeiter und Kunden – heute und in der Zukunft voraussichtlich noch mehr. Welche Daten genau und wozu sie diese Daten verwenden, wissen die Mitarbeiter und Kunden aka „Datenspender“ selten. Gesetzliche Regelungen, wie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sind erste Schritte, müssen aber vom Engagement der Unternehmen begleitet werden.

Die Datenfrage

Der Ruf nach digitaler Verantwortung von Unternehmen wird lauter und stellt „die Datenfrage“ in einen größeren Zusammenhang.

Was kennzeichnet Unternehmensverantwortung in einer digitalen Gesellschaft? Unternehmen sind Treiber und Getriebene des digitalen Wandels. Künstliche Intelligenz, Algorithmen und große Mengen an Daten rücken neue Fragen der Verantwortung von Unternehmen ins öffentliche Interesse. Grundlegende Überzeugungen und Werte – wie Solidarität, Demokratie, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Gleichheit der Geschlechter – müssen Unternehmen und Gesellschaft in einer digitalen Welt weiter Orientierung bieten, wie gelingt das?

Hiermit laden wir alle interessierten Autorinnen und Autoren ein, mit uns – dem Programm Unternehmen in der Gesellschaft der Bertelsmann Stiftung und dem Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik – in einem Booksprint der digitalen Verantwortung von Unternehmen auf die Spur zu gehen. Und die Ergebnisse gemeinsam in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft hineinzutragen!

Digitale und gesellschaftliche Unternehmensverantwortung

Das klassische Verständnis von Corporate Social Responsibility bezieht sich vor allem auf die soziale, ökonomische und ökologische Dimension der Unternehmensverantwortung. Fragen digitaler Verantwortung sind kaum berücksichtigt. Der Bedarf für ein integriertes Konzept, das die Verantwortung von Unternehmen in der digitalen Transformation (Corporate Digital Responsibility) klärt, steigt. Einen Ansatzpunkt bietet die EU Definition, die aus den CSR-Diskussionen hervorgegangen ist. Demnach tragen Unternehmen “Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.”

Ausgehend davon sollte die Rolle von Unternehmen in der digitalen Gesellschaft dahingehend gestaltet werden, dass die positiven Möglichkeiten der Digitalisierung zur Verwirklichung gesellschaftlicher Ziele gefördert und die negativen sozialen und gesellschaftlichen Effekte der Digitalisierung und digitaler Geschäftsmodelle insgesamt minimiert werden.

CSR-Managementansätze und der digitale Wandel

Bestehende Managementansätze unternehmerischer Verantwortung wurden in vornehmlich analogen Zeiten entwickelt. Digitalisierung kann dafür genutzt werden, diese “klassischen” CSR-Themen wirkungsvoller und effektiver zu erreichen. Zum anderen erweitert die Digitalisierung den Kanon der Verantwortungsthemen um dezidiert digitale Fragen. Zum Beispiel könnte das 3 Säulen-Modell der Nachhaltigkeit um eine vierte Säule ergänzt werden, oder die Digitalisierung könnte als übergeordnete Entwicklung alle Säulen durchziehen und damit eine neue Form der Operationalisierung erforderlich machen.

Orientierungswerke der Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Die OECD Guidelines, die Global Reporting Initiative (GRI), der Global Compact der Vereinten Nationen (UN GC), die Sustainable Development Goals (SDGs) und der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) sind weit verbreitete und verwendete Orientierungswerke zur Darlegung unternehmerischer Nachhaltigkeit. Reicht es aus, diese um Indikatoren der digitalen Verantwortung zu ergänzen, um damit den Anforderungen des digitalen Wandels gerecht zu werden?

Technologische Neuerungen bieten Chancen zur Harmonisierung, Erleichterung und damit Beschleunigung der Berichterstattung. Die Anforderungen des digitalen Wandels scheinen jedoch so fundamental, das neue Orientierungswerke entwickelt werden müssen, um diesen gerecht zu werden.

Die Rolle von Unternehmen in der digitalen Gesellschaft

Die digitale Transformation verändert unser individuelles Zusammenleben und Arbeiten, wie verändert sich entsprechend die Gesellschaft in der wir leben? Unternehmen müssen dazu beitragen, die Chancen der Digitalisierung für positive gesellschaftliche Entwicklungen, wie mehr soziale Teilhabe oder besserem Zugang zu Bildung zu gewährleisten.

Gleichzeitig gilt es über Schädigungen aufzuklären und notwendige Grenzen zu setzen. Welche Gestaltungsspielräume haben Unternehmen hier im Wettbewerb erstens mit Blick auf effiziente und entlastende Produkte (Convenience-orientierte Nachfrage auf Seiten der Kunden) und zweitens im Hinblick auf unterschiedliche Rechtsordnungen und Kulturen (zum Beispiel China, USA und Europa)? Das Zusammenspiel aus Unternehmen, Politik und Gesellschaft ist mit neuen Herausforderungen konfrontiert:

Welche Verantwortung haben Unternehmen an der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung einer funktionierenden sozialen Ordnung im digitalen Zeitalter mitzuarbeiten (Stichwort: Kollektives Handeln/Level Playing Field)?

Die Liste der Themen und Fragen zu digitaler gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen ist enorm umfassend. Um diesem neuen Feld Überblick und Struktur zu geben, laden wir hiermit zu einem Booksprint ein. Sollen wir ein absolut wesentliches Thema übersehen haben, freuen wir uns über “Wildcard Einreichungen”.

Wer sind wir und was haben wir vor?

Wir, das sind das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik und das Programm Unternehmen in der Gesellschaft der Bertelsmann Stiftung. Wir bieten eine Plattform für die Erstellung einer gemeinsamen Veröffentlichung, Koordinierung und Organisation des Prozesses drumherum inklusive.

Was soll am Ende dabei rauskommen?

Ein Sammelband, der Ideen, praktische und theoriegeleitete Sichtweisen zum Thema zusammenführt, als pdf und Print. Die Veröffentlichung ist unter CC-Lizenz geplant, damit die Ergebnisse allen zur Verfügung stehen. Ziel ist es, den Stand der Debatte um Corporate Digital Responsibility zu erfassen und in Unternehmen, Gesellschaft und Politik einzubringen. Die einzelnen Beiträge sollen bis zu 5 A-4 Seiten lang sein.

Wer kann mitmachen?

Menschen, die Wissen zum Thema mitbringen und sich auf einen schnellen und kollaborativen Schreibprozess einlassen wollen. Geplant ist eine Schreibphase im Sommer 2019.

Wie geht es weiter?

Wer sich mit einem Beitrag einbringen möchte, meldet sich bei uns, Julia Scheerer (Bertelsmann Stiftung) julia.scheerer@bertelsmann-stiftung.de oder Friederike Fröhlich (WZGE) friederike.froehlich@wcge.org

Zur vollständigen Anmeldung gehört eine Fragestellung, die mit dem eigenen Beitrag beantwortet werden soll (kurz und knackig) oder drei Stichworte, die zentral für den eigenen Beitrag werden.

Zur besseren Abstimmung möchten wir alle Autorinnen und Autoren einmal “offline” zu einem Treffen in Berlin am 8. August 2019 einladen. Dort werden wir das weitere Vorgehen abstimmen.

Wir schlagen die weitere Kommunikation über googlegroups vor. Wenn Ihr euch per E-Mail anmeldet, fügen wir euch direkt hinzu. Die Annahme der Einladung dient der Verifikation sowie der Zustimmung dazu, dass wir eure Daten zum Zwecke der Zusammenarbeit für den Booksprint nutzen dürfen.

Für weitere Fragen und Rückmeldungen stehen wir, Julia Scheerer auch via LinkedinXingTwitter und Friederike Fröhlich via Xing, zur Verfügung.

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