Das 2. Dialogforum zur „Zukunft der Arbeit“ stand ganz im Zeichen der Debatte um die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Spitzenvertreter deutscher Unternehmen sowie digitale Vordenker diskutierten intensiv darüber, wie es gelingen kann, den grundlegenden Wandel verantwortlich zu gestalten.
In ihrer Begrüßungsansprache wies Liz Mohn auf die großen Chancen der Digitalisierung hin, aber auch auf deren Risiken. Aber unbestreitbar sei, dass die digitale Revolution die Art und Weise, wie wir arbeiten und leben, dramatisch verändert.
Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, umriss mit drei Thesen die Anforderungen an die Gestaltung der digitalen Transformation und gab damit den ersten Impuls für die Diskussion.
Unternehmen müssen Orientierung geben.
Mit ihm waren sich die Diskutanten einig, dass den Unternehmen aus der rasanten digitalen Transformation der Geschäftsmodelle ein hohes Maß an Verantwortung erwächst. Haltung und Werte sind die Schlüsselfaktoren für eine verantwortungsbewusste Gestaltung der Veränderungsprozesse, die auf den Traditionen der familien- und inhabergeführten Unternehmen aufbauen und diese fortschreiben. Um der ohnehin zu beobachtenden Vertrauenskrise in der Gesellschaft zu begegnen, die durch Zukunftsängste der Menschen noch verstärkt werde, sei jedoch ein gesellschaftlicher Schulterschluss aller relevanten Akteure nötig.
Unternehmen brauchen Offenheit, Transparenz & Partizipation
Die größte Herausforderung für die Unternehmen ist es, der Unsicherheit der Beschäftigten zu begegnen und Vertrauen aufzubauen, auch wenn die Geschwindigkeit, wie sich die Geschäfte transformieren enorm ist. Dabei müsse auch in unterschiedlichen Zukünften der Arbeit gedacht werden. Welche Zumutungen dadurch für Beschäftigte und Führungskräfte entstehen wurde in den sehr persönlichen Erfahrungsberichten der Teilnehmenden deutlich.
Zukunft entscheidet sich in den Unternehmen.
Einer der wesentlichen Ansatzpunkte, um die Beschäftigten auf dem Weg in die digitale Arbeitswelt mitzunehmen ist die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit. Unternehmen müssen massiv in Weiterbildung investieren und dabei auf neue Formen des Lernens und der Wissensvermittlung setzen. Ob „Social Badges“ oder KI-unterstützte Lernplattformen im Einsatz sind – klar ist, dass Weiterbildung individueller und selbstbestimmter wird. Sich von Vertrautem zu verabschieden (“learn to unlearn“), neue Verhaltensweisen auszuprobieren und umzusetzen, benötigt aber auch eine grundlegende Veränderung von Kultur und Führungsverständnis im Unternehmen.
Es gibt keine Blaupause für die digitale Transformation, soviel wurde in der Diskussion deutlich, aber Grundprinzipien für deren Gestaltung, die auf Wertschätzung, Beteiligung und Selbstorganisation beruhen.
Im zweiten Impuls stellte Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21 – Deutschlands größtem gemeinnützigen Netzwerk für die digitale Gesellschaft, aktuelle Daten des D21 Digital Index vor. Sie öffnete damit den Blick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung und die Frage, wie sich z.B. Aus- und Weiterbildungssysteme weiterentwickeln müssen, um den digitalen Wandel chancenorientiert zu gestalten.
Hier der spannende Podcast zum Dialogforum mit vielen O-Tönen der Teilnehmenden von der Journalistin Inga Höltmann
https://soundcloud.com/user-653880197/2-dialogforum-zur-zukunft-der-arbeit
Inga Höltmann ist Expertin für die Themen Kulturwandel in Unternehmen, New Work und Digital Leadership. Sie ist Gründerin der “Accelerate Academy”, einer Plattform für neue Lernkonzepte rund um neue Arbeit und moderne Führung in Unternehmen, und ausgebildete Wirtschaftsjournalistin, zu ihren Auftraggebern gehören der Berliner Tagesspiegel und der Deutschlandfunk Kultur. Bekannt ist sie auch für ihren erfolgreichen Newsletter zu diesen Themen.
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Der Vahlen Verlag versendet übrigens kostenfrei ein interessantes Poster zu der möglichen Entwicklung von Haltung. https://www.haltung-entscheidet.de/poster-haltung-entscheidet-2/
Guten Morgen, sehr geehrte Frau Riess! Den Widerspruch von „Technologie“ und „Haltung“ sehe ich (als Soziologe) nicht. Zwischen beiden Aspekten gibt es ein enges Verhältnis von Betroffenheit und intelligentem Umgang der Menschen/ der organisationalen Akteure innen und außen mit neuen medialen Techniken. So wie eine Intelligenz der Hand im Schreiben zu Sprache findet, wie es in anderere Weise das Sprechen (vorzugsweise im Dialog) macht, formen digitale Techniken den Umgang der Menschen miteinander. Der Blick auf Kultur öffnet sich. Technologie ist in meinen Augen die Suche, der Diskurs, die unternehmerische Entscheidung, die (Weiter-)Bildung zum Umgang mit digitalen Techniken in der Arbeitswelt. Und dann haben Sie Recht, diese angedeuteten Vorgänge eines Lernens brauchen das Fundament einer Haltung – früher sprachen wir von Tugenden. Meine Anmerkung trfft also mehr den Titel, als den Inhalt Ihres Beitrags.
Wie die Innovationsfähigkeit durch Haltungen und Werte bestimmt wird, beschreibe ich in meinem Beitrag zum Booksprint Vereinbarkeit 4.0.: https://die-werteentwicklung.de/blog/artikel/die-innovationskraft-einer-organisation-wird-durch-die-gelebte-haltung-bestimmt/
Und noch ne Leseempfehlung: Alle Beiträge des Booksprints zur Zukunft der Arbeit und Vereinbarkeit gibt´s hier zum Download: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/booksprint-vereinbarkeit-40/
Hallo, wenn es um digitale Transformation im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt geht, ist der Online-Informationsaustausch sehr wichtig. Es gibt viele Plattformen, auf denen Sie Bewertungen über Ihren Arbeitgeber austauschen können, eine davon ist https://bewertungen.gowork.com
Das digitale Transformation etwas was mit Werten, Haltung und Arbeitskultur zu tun hat, fasst der Artikel sehr gut zusammen.
Aber der Raum auf dem Bild sieht wirklich sehr klassisch aus.
Das Digitalisierung auch eine Räumliche Veränderung nach sich zieht um den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden ist wohl noch nicht überall angekommen.
Vielen Dank für den Kommentar! Ich teile Ihre Einschätzung voll und ganz, dass Digitalisierung auch mit räumlichen Veränderungen einher gehen muss. Manchmal muss man aber zunächst Kompromisse finden, um „new world“ mit „traditional world“ ins Gespräch zu bringen. Nächstes Mal geht es dann in innovativere Raumkonzepte.
Gutes Thema. Nur schade, dass es (siehe Bild) in einem gefühlt steifen Rahmen stattfindet. Wirkt irgendwie sehr traditionell. Old school. Gerade das Thema spricht für Inspiration, Farbe, Offenheit, Neues. Räume sprechen auch eine Sprache 😉
Interessante und treffende Aspekte. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung muss der Mensch im Fokus stehen.
Gute Übersicht