Ressourcen zum Umbau der Bildung?

Bildung findet nicht im kontextfreien Raum und (zumeist) nicht als Selbstzweck statt. In der Bildungsdebatte wird aber leider allzu häufig rein pädagogisch argumentiert, was angesichts der notwendigen Fachlichkeit kein Nachteil sein muss, aber die Einordnung der Bildungsdebatte in einen ökonomischen, politischen oder gesellschaftlichen Kontext verhindert.

So ist eben nicht nur die Frage entscheidend, wie Bildungsinhalte pädagogisch sinnvoll mit der Digitalisierung kombiniert werden können und damit der individuell-ganzheitlichen Entwicklung dienen. Vielmehr kommt es ja auch darauf an, die notwendigen Ressourcen zum Umbau der Bildungslandschaft angesichts einer schrumpfenden und ressourcenarmen Bevölkerung bereitzustellen und dabei die Entwicklung der individuellen Kompetenzen wiederum für die Gesellschaft und die ökonomische Entwicklung zu nutzen.

Es müssen neue Wege gesucht werden

Dass dies angesichts einer im weltweiten Vergleich sehr alten Bevölkerung in Konkurrenz zu steigenden Rentenausgaben steht, dürfte offensichtlich sein. Die politische Ökonomie einer alternden Bevölkerung bietet keinen Anlass anzunehmen, dass substanzielle Investitionen in die Bildung erfolgen könnten – zu Lasten der rein konsumptiv verwendeten Rentenzahlungen. Es muss daher nach neuen Wegen der Effizienz- und Effektivitätssteigerung bei der Verwendung der Bildungsressourcen gesucht werden.

Als Ausweg aus diesem Dilemma bietet sich „Bildung 2.0“ an. Schlechte Betreuungsschlüssel in Universitäten und Schulen sowie die Qualitätssicherung in der Weiterbildung – derzeit mit die größten Herausforderungen –, könnten durch den Einsatz digitaler Bildungsressourcen verbessert werden.

Förderung der Lernmethoden

Ferner könnten die fehlenden Mittel zum Ausbau der Ganztagsbetreuung zum Teil durch die Förderung onlinebasierter kollaborativer Lernmethoden, kombiniert mit Public-Private-Grassroots-Initiativen vor Ort, ausgeglichen werden. Steigende Armutsquoten bei jungen Familien (die nicht so oft in den Medien thematisiert werden wie bei Rentner-Haushalten) könnten teilweise aufgefangen werden durch die breite Verwendung offener Bildungsressourcen.

Der Zugang zu universitärer oder sonstiger qualitativer Bildung könnte durch MOOCs, vielfältige andere digitale Bildungssettings und hybride Modelle deutlich verbessert werden. Statt auf nicht aufzubringende Finanzmittel zum Erhalt der universitären Gebäudeinfrastruktur zu hoffen, könnte man deutlich mehr auf kollaborative Verfahren setzen. Andere öffentliche Infrastrukturen (wie Bibliotheken, Museen o.Ä.), private CoWorking Spaces oder sonstige zivilgesellschaftliche Initiativen könnten zu einer weit flexibleren Bildungslandschaft beitragen und die Vorteile von Online und Präsenz vielfältig miteinander kombinieren.

Digitalisierung als Chance zur Besserung

Die Qualität in der Weiterbildung könnte durch mehr  onlinebasierte Transparenz, was die Arbeit der Weiterbildner betrifft, gesteigert werden. Auch hier könnten Ressourcen durch den Einsatz von OER oder sonstiger digitaler Netzangebote eingespart werden. Die Digitalisierung eröffnet ein Feld weiterer und weitergehender Fragestellungen, die an dieser Stelle nur angerissen werden können, auf jeden Fall aber Bestandteil einer zukünftigen politischen Agenda sein sollten:

a. Was zählt zukünftig? Sind dies informell erworbene Kompetenzen, Befähigungen oder formale Zertifizierungen und Qualifizierungen? Angesichts der aktuellen Flüchtlingsthematik ist die Beantwortung dieser Fragen, die die Digitalisierung von Wissen mit sich bringt, von zentraler Bedeutung.

b. Auf welche Weise kann das Curriculum für die digitalen Zeiten adaptiert werden? Bedarf es überhaupt noch verbindlicher Curricula? Wie könnten Konzepte für Open Curricula ausschauen?

c. Macht die strikte Trennung von Schulen, Universitäten und Weiterbildung weiterhin Sinn? Wie transformieren wir das Bildungssystem zeitgemäß?

Quellen und Links:
➥➥Tremmel, J. (2014): Generationengerechte und
nachhaltige Bildungspolitik (1. Aufl.). Springer Fachmedien
Wiesbaden.

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