Internationaler Terrorismus, drohender Grexit oder die Flüchtlingsfrage: Weltweit stehen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor komplexen Herausforderungen. Die Frage, welche Führungskräfte zukünftig benötigt werden, um sie erfolgreich zu bewältigen stand im Mittelpunkt des 14. Salzburger Trilogs. In der Mozartstadt an der Salzach diskutierten am 6. und 7. August auf Einladung der Bertelsmann Stiftung 23 Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Sie waren einer Einladung von Liz Mohn, der stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, und des österreichischen Bundeskanzlers a. D., Wolfgang Schüssel, gefolgt.
Häufig negative Meinung
Die öffentliche Meinung über Leistungen von Führungskräften, insbesondere in der Politik, fällt oft negativ aus, wenn man beispielsweise daran denkt, wie zäh die Verhandlungen zur Bewältigung der Griechenland-Krise und zur Flüchtlingsproblematik verlaufen oder wie zögerlich über geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus entschieden wird. Aber auch die Führung in der Wirtschaft erhält mittlerweile nicht immer Bestnoten, wie im Rahmen der Finanzkrise oder der Transformation von Unternehmen im globalen, digitalen Zeitalter sichtbar wurde.
Es überrascht somit nicht, wenn weltweit mehr als 80 % der Teilnehmer des „Survey on the Global Agenda 2014“ der Ansicht sind, heute bestehe eine weltweite Führungskrise. Diese spiegelt sich im Vertrauensverlust gegenüber der institutionellen, staatlichen und politischen Führung wider.
Die Teilnehmer des Salzburger Trilogs diskutierten vor allem darüber, welche Formen und Strukturen von Führung notwendig sind, welche Führungskräfte mit welchen Kompetenzen es zukünftig braucht und wie diese mit hoher Komplexität umgehen können. Sie entwickelten dazu auch politische Handlungsempfehlungen, die sie an die politischen Entscheidungsträger in Europa übermittelten.
Die Kernpunkte zu dem Thema sind in dem Background Paper „In Search of Leadership: A Critical Requirement for Governance, Social Cohesion and Competitiveness?“ zu der es auch eine deutsche Zusammenfassung gibt.
Die Autoren:
Verena Nowotny ist Partnerin bei Gaisberg Consulting und verfügt über mehr als 20 Jahre internationaler Erfahrung in den Bereichen strategische Kommunikation und Krisenkommunikation. Nowotny agierte über zehn Jahre als Sprecherin für die österreichische Bundesregierung, u.a. als außenpolitische Sprecherin von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und als Sprecherin der nicht-ständigen Mitgliedschaft Österreichs im UN-Sicherheitsrat in New York. 2007/08 lebte und arbeitete sie in Shanghai.
Dr. Jörg Habich ist Senior Project Manager der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh und leitete dort verschiedene Projekte zum Thema Arbeitsmarkt insbesondere Arbeitsrecht. Er widmet sich thematisch personalwirtschaftlich relevanten Fragestellungen und koordiniert die Aktivitäten der Bertelsmann Stiftung zum Thema Spanien und die High-Level-Formate der Stiftung.
Martin Spilker ist Mitglied des Führungskreises der Bertelsmann Stiftung, seit 2004 Leiter des Kompetenzzentrums „Führung und Unternehmenskultur“ der Bertelsmann Stiftung und seit 1996 Persönlicher Referent von Frau Liz Mohn. Er ist zudem Koordinator für das Reinhard-Mohn-Institut an der Universität Witten-Herdecke.
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Insgesamt gefällt mir besonders das umfangreiche Hintergrundpapier, da es neben einem breiten Überblick vor allem nachvollziehbar abgeleitete Bewertungen und Handlungsempfehlungen gibt. Die deutschsprachige Zusammenfassung hat demgegenüber aber noch deutlich Spielraum hinsichtlich Breite und Tiefe für diese Thematik. Deswegen habe ich die Gelegenheit für eine Kommentierung auf meinem spannkraft-Blog genutzt: Details hierzu finden Sie unter:
http://www.lead-conduct.de/2015/09/17/bertelsmann-stiftung-welche-fuehrungskraefte-brauchen-wir-kuenftig/
Demgegenüber würde mich interessieren, ob Sie auch über die Reaktionen auf Ihre Empfehlungen ggü. der internationalen Politik berichten werden?
@Dr. Angelica Laurençon:
Mit Ihrem zweiten Link kündigen Sie eine umfassende Darstellung zu diesem Thema an. Nur leider habe ich diese allumfassende Darstellung dort nicht finden können. Dort geht es doch im wesentlichen um den Führungsstil. Aber Führung – insbesondere im digitalen Zeitalter – ist doch deutlich mehr als das?!
Das mit dem Hinweis ist absolut wichtig. Führungskräfte agieren immer in ihrem System – Stichwort: situative oder Kontext abhängige Führung. Man hat oft erlebt, das normale Menschen in einem gewissen Umfeld mit einmal ganz anders reagieren.
In unseren Executive Trainings erleben wir hierzu übrigens gerade von „jüngeren“ Führungskräften eine neue Sensibilität. Ich nenne das : Private Social Responsibility! Aber wie kann man das fördern ? Wie sollten Unternehmen darauf reagieren?
Zur Digitalisierung: die Bertelsmann Stiftung hat gerade eine Studie „Die Flexible Führungskraft“ mit Fraunhofer veröffentlicht. Das Ergebnis: Mitarbeiter sind durch neuen Arbeitsformen stärker motiviert, zufriedener – Führungskräfte klagen über eine größere Belastung durch Koordination und Kommunikation. Mit anderen Worten: Es braucht ein „Mehr“ an Führung“.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Führungskräfte Teil eines Systems, das insgesamt für die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen seit 10 Jahren verantwortlich ist. Hinter diesen Fakten: http://www.euractiv.de/sections/entwicklungspolitik/unternehmerische-ausbeutung-im-ausland-deutschland-belegt-spitzenrang stehen immer Menschen, pardon, Entscheider.
Was ihre Kompetenzen zu 4.0 (Industrie + Arbeiten) angeht, so ist hier http://www.business-on.de/muenster/fuehrungskraefte-studie-der-industrie-4-0-fehlen-die-passenden-chefs-_id5884.html schon alles zusammengefasst.
Arbeiten 4.0 ist eine positive Utopie, a wishful thinking, wenn die harten Fakten aussen vor bleiben.